Gedanken zur gebauten Umgebung

Abbruch im Hinterhof oder wo kommen wir denn da hin?

Seit nun mehr als zwei Monaten werden, für ein Neubauprojekt eines Investors, es sollen ein Hotel und Büros entstehen, Bestandsgebäude aus den 1990er Jahren, das ehemalige A1 Quartier an der Oberen Donaustraße abgebrochen. Auch wenn sich das Grundstück in zentrale Lage, 2. Bezirk, direkt am Donaukanal befindet, hat man den Eindruck es handelt sich um einen Hinterhof, der von unliebsamen Gebäuden gesäubert wird. Dieser Abbruch betrifft uns nicht nur aufgrund der Tatsache, daß wir die Entwürfe, Strategien und Möglichkeiten, einschließlich des Baumbestands und der Bepflanzung für den Bereich schon fertig durchdacht in unseren Köpfen und im Büro hatten. Es betrifft uns auch physisch, unserer kleiner Innenhof ist nicht mehr benutzbar. Die Pflanzen sind mit einer dicken Staubschicht überzogen, weiße Polystyrolkugeln breiten sich aus, in jede Ecke, wie Schnee, und der Lärm verunmöglicht es einem, die Fenster zum Hof hin zu öffnen.

Der Investor möchte natürlich mit dem Bestand nichts zu tun haben. Neu soll alles werden, Nachhaltigkeit hin oder her. Es wird nicht nur das materielle Potential mit dem Bagger vernichtet, vielmehr darf das schöpferische Potential gar nicht erst aufkommen. Wo kommen wir denn da hin, wenn die Architekt*innen plötzlich zu planen beginnen und es kommt etwas viel spannenderes, lebenswerteres und lebendigeres heraus als eben Investorenbauwerke. Sollte man sich doch ob der verführerischen Bausubstanz, die da so einladend in unmittelbarer Nähe zum Büro steht hinreißen lassen, ein Projekt daraus zu machen, den Bestand in seiner ganzen Möglichkeit weiterzuentwickeln, so ist es wie eines unter vielen, ein Projekt für die Lade, ein Luftschloß. Die derzeit gängige Praxis ist Abbruch. Wo nur immer möglich. Denn, wo kommen wir denn da hin, wenn plötzlich mit geringerem Aufwand, weniger Budget, die besseren und leistbareren Projekte entstehen.